Die Subtraktion von Farben im physikalischen Sinne und Malerfarbe
Scharfe Bilder minus unscharfe Bilder
Johannes F. Schmitt und Felix Lauer
1. Differenz von Schwarz – Weiß
Zuerst Schwarz-Weiss.
In den nächsten Kapiteln “Farbe” wirds noch interessanter.
Was kommt da raus? “Ein Bild minus das gleiche Bild” ? Minuend minus identischer Subtrahend?
Der erste Gedanke ist: Das ist eine unnütze Prozedur!
Wenn man Pixel für Pixel identische Zahlen-Werte vieltausendmal subtrahiert, muss man vieltausendmal das einförmige Ergebnis “Null” erhalten.
Dieses Differenz-Bild wird völlig “schwarz” ausfallen; es wird keinen Kontrast, keine Struktur, nicht einmal ein statistisches Rauschen geben.
Aber 2 geringe Abweichungen in diesen Subtraktions-Bedingungen bewirken beeindruckende Effekte.
Wir konzentrieren uns auf folgende Modifizierungen:
Der Subtrahend untrerschiede sich vom Minuend lediglich durch die Schärfe
1. unscharf
2. außerdem sei er (geringfügig) verschoben gegenüber dem Original = ” Pseudorelief”.
Untersucht wurden 4 Gruppen von Bildern:
- Naturobjekte
- Subtraktion von Farben
- Architektur
- Menschen, Kommunikation
“Schwarz minus Weiß” ?
Einige theoretische Überlegungen: Weiß minus Weiß = Minuend – Subtrahend= +a minus +a = 0 = Schwarz.
In der banalen Aussage liegt eine Herausforderung:
Was passiert bei “Schwarz – Weiß” ?
Das Ergebnis müssste lauten: minus Weiß.
Dieses Ergebnis ist unsinnig; denn Licht ist eine positive Information gegenüber der Finsternis. Einem negativen Bild (oder negativen Bildpunkt) müsste man Licht hinzugeben, um Dunkelheit zu erhalten; das wäre paradox. Licht muss als positiver Zahlenwert mess- und beschreibbar sein.
Die harmlose Rechenoperation der Subtraktion kann bereits absurden Werte erzeugen.
Für eine praktische Untersuchung, bei der am Schluß vorzeigbare Bilder entstehen und keine virtuellen, braucht man eine (willkürliche) Festlegung, wie wir mit diesen negativen Zahlenwerten umgehen. Möglich wäre:
1.Bilder mit negativen Zahlenwerten als unsinnig verwerfen.
2.Alles, was in den Minusbereich geht, als schwarz (= Null) werten. Auch wenn der Wert unter 0 liegt!
( a ist dann nicht mehr a).
3.Das Minuszeichen ignorieren und negative Werte positiv darstellen; eine pragmatische aber – genau wie Lösung 2 – mathematisch nicht korrekte Lösung. – Sie wird trotzdem von den gängigen Programmen praktiziert; und wir demonstrieren im Folgenden diesem Verfahren!
Mit anderen Worten: Wir beschränken uns auf den Betrag; das Vorzeichen wird nicht mehr beachtet. Man könnte auch sagen eine Vertauschung von und Minuend und Subtrahend; dadurch wird aus einem negativen ein positives Ergebnis; der Betrag bleibt gleich.
Lassen Sie uns probehalber mit der Version 3 arbeiten auch wenn sie für den Mathematiker eine Zumutung ist..
Abb.1 Minuend und Subtrahend sind als Schwarz-Weiß-Gradienten dargestellt.

Im Ergebnis-Rechteck:
Typische Regionen 1 – 4
- 1 Weiß – Weiß = Schwarz
- 2 Schwarz – Schwarz = Schwarz
- 3 Weiß – Schwarz = Weiß
- 4 Schwarz – Weiß = Weiß (die eigentliche Überraschung!)
Die Subtraktion erzeugt also häufig unrealistische Bildinformationen;
man könnte aber auch positiv sagen, es sind “virtuelle” Bilder. Dem Begriff “virtuell” haftet etwas “unvollkommenes” an, etwas was allenfalls “als Möglichkeit” vorhanden ist. Es sind Bilder, in denen eine zunächst verborgene Information steckt. Zunächst Unverständliches lässt sich mit der Entwicklerfunktion des Geistes
entschlüsseln. (Siehe Paul Gelinsky: Die Deutung des Röntgenbildes. Frieling, Berlin 2005.)
Uns geht es nicht um exakte Messungen, sondern um ein Spiel mit Helligkeiten und Farben:
Da ist es von praktischem Nutzen,
– Weiß in + Weiß zu “verzaubern”.
Nicht bei allen Anwendungen ist dieser Weg sinnvoll;
(siehe auch : W.G.H. Schmitt, O.M. Mahmalat u. M. Medrea: “Subtraktion bei den bildgebenden Verfahren”, Medizinische Welt 42 (1991) 278-84.)
Nach diesen Betrachtungen zur Schwarz/Weiß-Problematik sollen einige Bilder wirken und anschließend im 2. Kapitel die “Subtraktion der Farben” behandelt werden.
Abbildung 1a: Bäume.
Lassen Sie das Bild ästhetisch wirken.

Es hat einen pointierten Kontrast, eine intensive Plastizität. Es scheint die zwei Dimensionen zu durchbrechen und in die dritte vorzudringen. Solche Bilder, denen man die Realität abgenommen hat, wirke schnell unheimlich, fremd und geheimnisvoll.
Nicht alles in diesem Bild ist “physikalisch exakt”; aber wir erlauben uns, mit den technischen Möglichkeiten, (auch mit dem Mittel der Verfremdung) die Illusion der Räumlichkeit zu erzeugen.
Ausblick auf unsere, hier vorzustellende Methode:
Das Bild und das Negativ dieses Bildes sind “übereinandergelegt” ( = Subtraktion));
Zuerst ist das Ergebnis enttäuschend! Wir produzieren eine große dunkle Fläche.
Ein Wunder vollzieht sich mit einen nur kleinen Kunstkniff:
Wird das eine Bild (mit den Rechenoperationen, die uns Gauß vorgemacht hat) unscharf gemacht, ergibt sich eine Fülle von Strukturen! Plötzlich erhalten wir ein Bild der Unschärfe (?); oder ist es ein Bild der Schärfe ?
Wir kombinieren diesen Effekt mit einem zweiten: Leichte Verschiebung eines der Bilder (z.B. des 2., zu subtrahierenden, unscharfen in eine bestimmte Richtung).
Mehr unternehmen wir nicht! Sonst wird das Verfahren unübersichtlich und verworren. Sonst wird die Bearbeitung zu einer “Gleichung mit zu vielen Unbekannten”.
Wir kommen noch zu den Details.
Abb. 1b: Gleiches Original, bearbeitet mit einem gängigen, professionellen Programm, “Farbpapier”

Ein Großteil der Betrachter beurteilt diese Methode als interessant. –
Wir möchten gerne unsere Versuche mit solchen professionellen Programmen vergleichen. Produkte von Photoshop erfreuen sich aus gutem Grund großer Beliebtheit und Anerkennung.
Das Haupt-Thema bildet unsere eigene Methode (wie bei 1a);
Abbildung 2a: Wasserfall am Krka in Kroatien, Komerzielles Photoshop-Programm

Durch die bewusst grobe Strukturierung entfernt man sich von der Realität; es wird aber ein künstlerischer Effekt erzielt.
Wer dieses Naturschauspiel gesehen hat, bestätigt, dass der Eindruck des fallenden Wassers, trotz der sehr groben Vereinfachung, gut wiedergegeben wird.
Bei dieser Bearbeitung wird als Nebeneffekt der Speicherplatz reduziert.
Abb. 2b: Unsere Bearbeitung ist auch nicht ohne künstlerischen Reiz.

Der Eindruck des stürzenden Flusses wird plastisch erfasst. Die Gaußsche Unschärfe war gering (Größe: 4); geringe Verschiebung des zweiten unscharfen Bildes nach rechts und deutliche Verschiebung (ca. 10 Pixel) nach unten.
Abb. 3: Busch im Gegenlicht, Haut de Cagnes, Cote d’Azur/ Frankreich

Unsere Methode wurde angewendet:
Das zweite Bild (Subtrahend) ist nur mäßig unscharf (Stufe 6) und gering nach rechts/oben verschoben.
Typische Darstellung: Die großen hellen Flächen wie der Himmel werden bei diesem Verfahren “tiefschwarz” (Weiß – Weiß = Null =Schwarz).
Die großen schwarzen Flächen, Baumstämme und Schatten im Vordergrund, werden ebenfalls “schwarz” (Schwarz minus Schwarz bleibt Schwarz).
Bei den kleinen Strukturen gibt es eine intensive Betonung der Strukturen. Merkwürdige Farbumschläge: Dieses “Blau” ist im Original überhaupt nicht vorhanden. Durch die Verschiebung entsteht eine einseitig betonte, “scheinbare Beleuchtung” der groben Äste und Stämme.
Abb. 4a: Röntgenbild von Nadeln in einem Kästchen.
Die winzigen stählernen Stangen sind von Luft umgeben. Das macht starke Kontraste.

Lassen Sie uns mit diesem Objekt in die Theorie einsteigen,
(oder springen Sie weiter auf Bild 7, wenn Ihnen das Modell “langweilig” erscheint).
Abbildung 4b: Von diesem Röntgenbild wurde das gleiche, aber unscharfe Bild, subtrahiert. (Hier keine Verschiebung der beiden Bilder)

Abbildung 4c
Schematisch: Profil A minus Profil B = Ergebnis C. Allerdings sind die Minus Werte in C ins Positive umgeklappt.

Schauen wir uns das Ergebnis-Bild 4b nochmal genau an:
– Der schwarze Hintergrund bleibt Schwarz; die hellen Nadeln schlagen von Hell nach Dunkelgrau um.
– Die Besonderheit liegt in den Randkonturen, den Grenzlinien zwischen Weiß und Schwarz. Hier entsteht eine sehr scharfe, schwarze Linie (siehe z.B. rotes Sternchen),
innen und außen wird die scharfe, schwarze Linie von einem unscharfen hellen Saum umgeben.
– Dieser helle Saum läuft in der Umgebung aus, bewegt sich aber auch in die Flächen der Nadeln hinein.
In den frühen 80ern fand sich in einem amerikanischen Journal ein Artikel, der dieses Verfahren im Filmlabor anwendete. Der Zweck war, auf Röntgenfilmen des Brustkorbes innerhalb sehr dunkler oder sehr heller Areale die Strukturen besser zu erkennen. Wer kann mir bei der Suche helfen?
Profil ist die Helligkeit entlang einer Strecke. Zwei Profile lassen sich natürlich auch subtrahieren und haben dann ein Ergebniss-Profil C. A-B = C
Das scharfe Profil (A) – das unscharfe Profil (B) ergibt die Differenz (C). Doch Vorsicht: Es ist nicht die mathematische Differenz, sondern die Differenz der Beträge; “negative Werte im Ergebnis” sind in “Plus” umgeklappt. Exakter wäre es gewesen, hätten wir gezeigt:
- C mathematisch und
- C wie es in unseren Bildern herauskommt
Fazit: In unserer Bearbeitung sind jegliche F l ä c h e n (abgedunkelt und dadurch) unterdrückt;
Aber die Trennlinien von Hell und Dunkel, vereinfacht gesagt die Strukturen werden pointiert herausgehoben.
Würde man jetzt noch zusätzlich die beiden Bilder leicht gegeneinander verschieben, entstünde ein “Pseudorelief”: Die Nadeln bekämen auf der einen Seite einen hellen, auf der anderen Seite eine dunklen Saum. Das wird noch (ab Abb.6) an einigen Beispielen demonstriert.
Längst haben die Beispiele von Subtraktion farbiger Bilder gezeigt, dass hierbei eigentümliche Veränderungen der Farben auftreten. Diese werden im Folgenden systematisch untersucht.
2. Differenz von Farben
Farbmittel (Malmittel) versus echte Farbe
Newton hat die “Farben” erklärt und das Problem genial vereinfacht.
“Weiß” lässt sich mit dem Prisma in ein Farbspektrum aufspalten und
das Spektrum auch wieder zu Weiß vereinigen.
Weiß und auch die Farben nehmen wir im Kopf wahr. Nur in unserer Wahrnehmung gibt es Farben. Im Topf oder in der Tube sind keine “Farben”, sondern “Malmittel” oder “Farbmittel”.
Im Englischen besteht diese Unterscheidung zwischen “Color” und “Paint” und ist sehr hilfreich. Newton hat Großartiges geleistet, aber die Millionen Menschen, die die englische Sprache geformt haben haben eine entscheitende Vorarbeit geleistet.
Das Malmittel ist nichts Zweitklassiges; es macht etwas Tolles:
Es verschluckt, absorbiert, subtrahiert
bestimmte Anteile des Spektrum
und reflektiert andere.
Merken wir uns: Farbmittelmischung ist immer “subtraktiv”!
Dagegen beschreibt man das Zusammenführen von echten Farben (nach Newton) als “additiv”.
Jeder weiß, dass es einen großen Unterschied gibt:
Additive Mischung aller Spektralfarben macht weiß;
subtraktive Mischung dagegen braun/schwarz. Aber auch diese Methode der Mischung ist im Alltag sehr nützlich.
Additive Mischung führt unvermeidlich zu der Frage: Wie sieht der Rest des Lichtes aus, wenn wir “etwas” aus dem Spektrum herausnehmen?
Wir dürfen erwarten, dass das auch umgekehrt gilt: Rausnehmen des “Restes” ergibt wieder das ursprüngliche “Etwas”.
Das sind die Komplementärfarben; sie ergänzen sich zu Weiß.
Rot und Grün,
Orange und Blau,
Gelb und Violett.
Eine Unklarheit bleibt bei dem für sämtliche Malmittel typischen “Subtrahieren”. Es stimmt nicht ganz überein mit unserer Subtraktion von Farben und Bildern!!
– Die Subtraktion bei den diversen Malmitteln bedeutet,
(etwas oder alles) verschlucken;
aber natürlich nur das, was auch eingestrahlt wird;
Das Absorbieren geht bis Null, aber nie unter Null.
– Unsere Subtraktion von Bildern mit dem Computer hat theoretisch Minuswerte; praktisch vermeiden wir sie durch (sinnvolle) Absprachen. Wir machen aus einem – ein + ; dadurch entsteht eine eigenwillige Kombination aus Subtraktion und Addition.
Man könnte es auch so ausdrücken:
Wir interessieren uns nur noch für den Betrag und vernachlässigen das Vorzeichen.
Oder noch anders ausgedrückt: Wir vertauschen Minuend und Subtrahend.
Abbildung 5a
Dieses Diagramm veranschaulicht die Subtraktion von Farben.

Die Rechtecke in der obersten Zeile sind der Minuend.
Jede der 6 Farben geht kontinuierlich in “Weiß” über (Gradient).
Was heißt “Übergehen in Weiß”: Es werden in jedem Kästchen vom linken zum rechten Rand zunehmend die übrigen Spektralfarben zugemischt, bis alle gleichmäßig vertreten sind = weiß.
(Weiß = Mischung sämtlicher Spektralfarben.)
Im senkrechten Balken ganz links ist der Subtrahend angeordnet und identisch zusammengesetzt.
Die 36 Quadrate sind die Ergebnisse.
Zur Interpretation beachten wir zuerst das
(teilweise markiert mit “1”) rechte untere Eck sämtlicher 36 Quadrate:
Überall “Schwarz”.
In diesem Bereich wird Weiß von Weiß subtrahiert, es verbleibt nichts, also “Schwarz”. Am deutlichsten fällt das ins Auge im Bereich der Diagonale, von links oben nach rechts unteren.
Aber auch in sämtlichen anderen Kästchen finden wir rechts unten “Dunkelheit”.
Warum?
Auch dort wird Weiß von Weiß subtrahiert = Schwarz.
“2” markiert den Bereich im linken oberen Eck einiger Quadrate, und zwar in denen der “Diagonale”.
Warum haben wir hier wieder “schwarz”?
Verschiedene Farben werden von der jeweils gleichen Farbe subtrahiert. Ergebnis = Null = Schwarz.
Betrachten wir die rechten oberen Ecken von Quadraten. Zuerst nur die oberste Ergebniszeile, markiert mit “3”.
Das Ergebnis ist gleichförmig: Ein cyaner Ton,
Warum besteht in sämtlichen Quadraten dieser Zeile im rechten oberen Eck ein gleichförmiges Ergebnis?
In allen Fällen wurde orange/rot von weiß subtrahiert.
Betrachten wir die linken unteren Ecken der Ergebniskästchen.
Zuerst mal in der Säule ganz links, markiert mit “4”.
Dieses Eck hat immer gleiche Ergebnisse. Warum?
Immer wurde von Orange/Rot von “Weiß” subtrahiert,
entsprechend bleibt immer das gleiche Ergebnis (ein cyaner Ton).
In diesen “4”er Ecken sind die Ergebnisse in den Senkrechten immer gleich. (In den “3”er Ecken waren die Waagrechen immer gleich).
Wir sind keine Fachleute für die exakte Mischung des Farbspektrums, und für die Darstellung hoch gereinigter Komponenten. Wir wollen nur drei Dinge demonstrieren:
– Weiß minus Weiß ist Schwarz (siehe “1”)
– Weiß minus Farbe macht einen Umschwung der Farbe durch eine Mischung der verbliebenen Anteile des Spektrums. (im idealen Falle: Komplementärfarben!)
– Farbe minus Weiß macht ebenfalls ein total neues Ergebnis (siehe alle rechten oberen Ecken “3”). Auch hier können wir im Idealfall mit Komplementärfarben rechnen. Sie sind negativ; werden aber sichtbar gemacht. Das ist paradox aber pragmatisch.
Abb. 5b: Auch in diesem Schema der Subtraktion sind die 6 Farben sowohl im Minuend als auch im Subtrahend identisch.

Es unterscheidet sich vom vorhergehenden nur in einem Punkt.
Jede Farbe hat einen Gradienten nicht nach weiß sondern nach Schwarz. Exakter ausgedrückt: In 5a wurden jeder Farbe die anderen Komplementärfarben zugemischt bis zur Sättigung = Weiß.
In diesem Fall (5b) wird jede Farbe zunehmend bis Null reduziert = Schwarz.
Das Schema der Ergebnis-Quadrate ist analog zu 5a ; die vier Ecken der Quadrate sind auch identisch beschriftet:
Rechtes unteres Eck = Schwarz; Schwarz minus Schwarz bleibt Schwarz; sowohl in den Quadraten der Diagonalen (beschriftet mit großer Ziffer “1”), als auch in sämtlichen übrigen Quadraten; (beispielhaft sind einige mit kleiner “1” beschriftet).
Farbe minus gleiche Farbe = Schwarz (“2”).
Schwarz minus Farbe bleibt Farbe; identisch in gleichen Zeilen (am Beispiel “3”).
Farbe minus Schwarz bleibt Farbe; identisch in gleichen Säulen (am Beispiel “4”).
Die Diagonale als Symmetrieachse beweist, dass negative Werte positiv dargestellt werden.
Abb. 5c: Hier werden nur Farben von Farben subtrahiert. Weiß ist ausgelassen.

Sind jeweils gleiche Farben Minuend und Subtrahend, ist das Ergebnis “schwarz”: Siehe die schwarze Diagonale von links oben nach rechts unten.
Unsere Farben sind nicht rein. Farbe minus Farbe ergibt offenbar neuartige Ergebnisse, weil gemeinsame Anteile ausgelöscht und die verbliebenen Anteile (gemischt) dargestellt werden. Auch die negativen (verbliebenen) Anteile des Subtrahenten gehen in die Farbgebung ein. Offenbar ein Nebeneinander von subtrativen und additiven Farbphänomenen. Wir beobachten diese Phänomene, sind aber nicht in der Lage eine vertiefte Quantifizierung durchzuführen.
Einige Beispiele sind markiert: Blau minus Magenta ergibt in unserem Beispiel ein rot-Ton. Zyan minus Blau einen grünlichen Ton. Grün minus Zyan ein Blau-Ton. Gelb minus grün in unserem Beispiel rot.
Abb. 5e: Minuend wie in 5b; Subtrahend wie 5d.

Erwartungsgemäß verändern sich im Vergleich zu 5d die linken Seiten der “Ergebnis-Säulen” nicht.
Auf den rechten Seiten der Ergebnis-Säulen erfolgt eine Vertauschung von Schwarz und Weiß.
Abb. 5d: Minuend wie in 5a, aber ein Schwarz-Weiß-Gradient als Subtrahend.

Rechts unten, innerhalb sämtlicher Ergebnis-Rechtecke (“1”):
Weiß – Weiß = Schwarz.
Links oben (“2”): Subtraktion von Schwarz erhält die jeweilige Farbe.
Rechts oben (“3”): Subtraktion von Schwarz erhält in allen Fällen “Weiß”.
Links unten (“4”): Subtraktion verschiedener Farben von Weiß erzeugt unterschiedliche neue Farben. Die genaue Regeln werden nicht vertieft.
3. Beispiele. Teil 1 (Architektur und Struktur)
Abb. 6 Bearbeitung eines Röntgenbildes (Abb. 2) aus dem Beitrag 08 “Knochenmetastasen” auf dieser Internetseite.

Die Metastase ist markiert mit “M” und zeigt eine Verminderung der Knochenbälkchen, aber eine Vermehrung der Strukturen im Randbereich.
Möglicherweise sind solche Bearbeitungen diagnostisch hilfreich.
Abb. 7a: Bücherwand; bearbeitet mit einem gängigen Programm “Malmesser” .

Das Bild wird reduziert, und zwar auf eine begrenzte Zahl von bunten Flächen. Trotzdem bleibt ein lebhafter, sogar plastischer Eindruck erhalten.
Abb.7b: So sieht die Absicht in unserer Bearbeitung aus.

Vom “scharfen” Original ist das unscharfe Original (noch dazu mit einer geringen Verschiebung nach rechts/unten) subtrahiert.
Als Regel kann gelten:
Kleine Strukturen brauchen einen geringen Gaußschen Weichzeichnungsfilter und eine geringe Verschiebung.
Unsere Methode ist wenig geeignet für Objekte, die sehr große, homogene Flächen zeigen; dann entstehen zu große schwarze Flächen.
Gut geeignet sind stark strukturierte Objekte.
Zusätzliche Farbigkeit der Strukturen ist reizvoll, denn sie verursacht wilde, aber interessante Farbumschläge.
Abb. 8: Kirchenburg in Mönchsondheim in Unterfranken/Deutschland.
Blick von Innenhof auf einige der zahlreichen, im Schutze der Mauer angesiedelten Werkstätten.
Bearbeitet mit unserem Differenz-Verfahren.

Das Originalfoto hat starke Strukturen, verursacht durch Dachziegel, Fachwerk und Pflastersteine. Daher ist es für die Bearbeitung mit unserem Verfahren geeignet.
Der Faktor für die “Gauß’sche Unschärfe” ist relativ groß gewählt; es wurde allerdings nur eine geringe Verschiebung nach links unten durchgeführt.
In typischer Weise färben sich die homogenen Flächen des Himmels und des Schattens im Vordergrund “Tiefschwarz”.
Die Dachziegel dagegen gewinnen eine intensivere Strukturierung und Farbigkeit; genauso die Wagenräder und das Pflaster. Die wenigen Blumen am Wegesrand blühen durch die Bearbeitung in Phantasiefarben auf.
Man sollte für unser Verfahren keine Bilder mit zu großen homogenen Flächen raussuchen!
Abb. 9: Lokomotive “Rasender Roland” auf der Insel Rügen / Deutschland.

Das unscharfe Duplikat ist stark nach links und unten verschoben und dann subtrahiert. Man erkennt diese starke Verschiebung am Bildrand, aber auch z.B. am Schornstein der Lokomotive.
Da das Objekt sowieso sehr schwarz ist, stört es nicht, wenn unsere Bildbearbeitung nach “Schwarz” tendiert. Das Faszinierende und zugleich Unheimliche der Maschine kommt gut zum Ausdruck.
Abb. 10a: Tempel Kom Ombo (griech.: Omboi)/ Ägypten

Wunderbarer ägyptischer Tempel am Nil zwischen Edfu und Assuan.
Das Original-Foto zeigt das nächtlich beleuchtete Bauwerk (mit Mond). Die Bearbeitung nut dem Subtraktons-Programm entfernt sich durch den dunklen Himmel und die dunklen Schatten im Vordergrund gar nicht so stark vom Original. Die Bearbeitung unterdrückt allerdings die homogenen Flächen der Architektur; die reichen Strukturen der Reliefs werden betont.
Die eigenwillige Beleuchtung verstärkt den Eindruck des Geheimnisvollen und Unwirklichen.
Abb. 10b: Gleiches Objekt bearbeitet mit einem professionellen Programm: “Papier-Collage”.

Dieses Programm respektiert im Vergleich zur Bearbeitung “a” die Farben weit besser; die bizarren Flächen vermitteln einen guten Eindruck von diesem Säulenkoloss. Die Feinstruktur wird allerdings überhaupt nicht berücksichtigt sondern stark unterdrückt.
Abb. 10c: Ausgehend von 10b, zusätzliche weitere Farbmanipulationen

Form und Farbe sind so stark verfremdet, dass dir Erkennbarkeit leidet. Trotz der Reduktion bleibt der Eindruck eines wuchtigen Gebildes;
trotz der Verfremdung erscheint es uns als etwas “von Menschenhand Geschaffenes” (Aedificium).
Abb. 11: Eines der Dörfer der Cinque terre an der italienischen Riviera.

Unsere Bearbeitung (mit einer recht deutlichen Verschiebung des unscharfen Negativs nach oben) hebt das Dörfchen hervor. Sie bestärkt den Eindruck einer wie ein Adlernest auf dem Hügelkamm verankerten Behausung.
Der Vordergrund ist farbig und unruhig, der Hintergrund mehr ausgeglichen, was einen räumlichen Rindruck verstärkt.
Das Bild erzeugt eine geheimnisvolle Stimmung. Dies ist nur eine Facette dieser ungewöhnlichen Landschaft.
Abb. 12: Ochsenfurt am Main/ Deutschland. Häuserfront mit Blick auf das Rathaus.

Unsere Bearbeitung: Gaußsche Weichzeichnung (Faktor 10) und geringe Verschiebung.
Der Himmel, die Straße und die Balustrade mit der Frauengestalt im Vordergrund treten ganz in die Dunkelheit zurück.
Das Bild lebt von der farbigen stark strukturierten Häuserfassade und den davor niedergelassen Menschenfiguren.
Zugegeben: Man setzt sich (durch die Vertauschung der Farben) dem Vorwurf des “Kitsches” aus. Aber uns gefällt die radikale Konzentration auf die Details. Sie ist möglich durch konsequente Unterdrückung sämtlicher Homogenitäten.
Abb. 13a
Das Städtchen Rovinj an der Westküste von Istrien (Kroatien).

Das Original ist mit einem kommerziellen Programm von Photoshop “feuchtes Papier” bearbeitet. Dunkle Strukturen verlaufen in horizontaler und senkrechter Richtung und verstärkten dadurch das mathematische Netzwerk des Stadtbildes. –
Viele ähnliche Programme imitieren künstlerische Bearbeitungen: Häufig erfolgt eine Reduktion auf farbige Flächen und dadurch der Versuch einer Betonung des Wesentlichen.
Andere Programme – so wie im Beispiel – verstärken Linien und Strukturen und suchen hierin die Bildcharakteristika.
Abbildung 13b: Das Städtchen Rovivjin / Kroatien mit unserer Subtraktions-Bearbeitung:

Auch hier wird die Struktur der Häusersilhouette hervorgehoben;
ebenso das im Vordergrund befindliche Menschenpaar und die (schattenspendenden) Bäume.
Die Verschiebung des unscharfen Negativs ist vergleichsweise stark: Das größtenteils im Dunkel gehaltene Bild erhält durch diese Verschiebung etwas mehr helle Akzente und damit einen stärkeren räumlichen Eindruck. Vielleicht soll man bei der Wahl der Motive darauf achten, dass der Himmel nicht zu homogen ist.
Abb. 14a: der Waldfriedhof in Darmstadt; Teilaspekt.
(Architekt: August Buxbaum 1919.)

So sieht eine Bearbeitung mit einem anderen Programm aus: nämlich mit der schon demonstrierten, interessanten “Farbpapier-Collage”.
Hier werden Form und Struktur des Bauwerkes enorm reduziert. Die Auswahl des Wesentlichen erfolgt nicht durch einen Künstler, sondern durch ein mathematisches Programm.
Man könnte auch sehr vereinfachend fragen: Kann rin Rechenprogramm die Bildinformation auf ein Tausendstel reduzieren und trotzdem den architektonischen Charakter gut wiedergegeben? Diese ursprüngliche Intention lässt sich erstaunlicherweise recht treffend darstellen.
Abb. 14b: Waldfriedhof. Unsere Bearbeitung: Relativ starke Verschiebung (Pseudorelief);

Die Bildfärbung wird nicht zu stark verändert; der bewölkte Himmel behält einen Rest von Struktur.
Die Darstellung entfernt sich deutlich von der Realität. Die Interpretation ist gewagt. Trotzdem wird der Charakter des Bauwerkes nach unserer Meinung gut erfasst.
4. Beispiele Teil 2 (Menschen, Kommunikation in Farbe)
Abb. 15a: Parque Güel des Architekten Gaudi in Barcelona / Katalonien Spanien. “Farbpapier Collage”.

Das lebhafte Gewimmel auf der Treppe wird durch diese unscharfe Darstellung ebenso gut erfasst wie die wuchtige und doch spielerische Säulenkonstruktion.
Abb. 15b: Wie sieht das in der Darstellung mit dem Differenz-Programm aus?

Geringe Gaußsche Weichzeichnung und ganz geringe Verschiebung nach unten und rechts.
Die genannten Parameter bewirken eine feine Detailzeichnung aber ein relativ dunkles Bild. Ganz im Gegensatz zur vorgenannten Bearbeitung fehlt hier das “Malerische” zugunsten einer scheinbar “Graphischen” Interpretation. Als “gewagt” – im positiven Sinne – empfinden wir die starke Betonung der räumlichen Komponente.
Abb. 16a: Barcelona. Bearbeitung mit “Malmesser”

Die massive Reduktion lässt sich an der Komprimierbarkeit ablesen: Dieses Bild verliert auch bei minimalem Speicherplatz kaum an Information.
Es bleibt trotz oder wegen der Bearbeitung der charakteristische Eindruck einer Stadtlandschaft: Im Hintergrund starre Bauwerke, belebt durch die im Vordergrund agierenden Personen.
Abb. 16b: Wie sieht die städtische Szene mit dem Subtraktions- Programm aus?

Die Detailstruktur der Bauwerke wird stark hervorgehoben u.a. auch durch die radikale Schwärzung von “Straße und Himmel”. Der Blickfang
– die Personen im Vordergrund und die Palmen – bleibt erhalten.
Man hat leider nicht den Eindruck von Sonnenlicht sondern von einer künstlichen Beleuchtung.
Abb. 17: Die Damen von Arles / Frankreich. Subtraktion.

Ein städtischer Umzug bei der “feria”. Unsere Bearbeitung als Differenz zweier nahezu aber doch nicht vollstämdig identischer Bilder.
Beim Original stört im Hintergrund ein hässlicher Baustellenzaun. Dieser wird von der Bearbeitung völlig unterdrückt.
Die Personen wirken eigenwillig und unreal. Die Maskerade wird hervorgehoben und gerät zur Karikatur. Die Szene wird von einer lebhaften Räumlichkeit beherrscht und strahlt etwas Unwirkliches aus.

Unser Programm: Relativ starke Gaußsche Unschärfe, aber nur geringe Verschiebung (nach unten und rechts).
Es besteht ein merkwürdiger Kontrast: Während die Szene in der Dunkelheit eines Hinterzimmers versinkt, erscheinen – teilweise überdeutlich – Strukturen in den Gesichtern und auf der Kleidung der beteiligten Frauen. Trotz ihrer Alltäglichkeit hat die Szene etwas Mystisches.
Abb. 19a: Erwartung der Ankunft des Bootes (Dubrovnik)

Kommerzielles Programm “Ölfarbe getupft”.
Die inhomogene Menschenmenge wird gut erfasst; sie wirkt als lebendige Wand und steht im Kontrast zum dunklen Hintergrund und zur plumpen Hafenmauer.
Abb. 19b: Wie wirkt das Motiv mit unserer Bearbeitung?

Die persönlichen Besonderheiten bleiben erhalten; sie sind sogar hervorgehoben.
Zweifellos ist die Farbfülle künstlich akzentuiert.
Mehr Struktur im Wasser und im Hintergrund könnten vom Hauptmotiv “Menschenmenge” ablenken; deshalb sind die “Kulissen” recht dunkel gehalten.
Abb. 21b: Arbeit am Nilufer; technisch noch weiter verfremdet aber auch ausgedeutet

Eine ganz andere Bearbeitung des gleichen Originals mit einem gängigen Programm : “Papier-Collage”.
Die Darstellung ist grundlegend anders, und die Reduktion ist noch weiter getrieben als in 21a.
Die Menschen sind nicht mehr als solche erkennbar; sie verschmelzen mit den unregelmäßigen Steinen.
Kann solche, die Realität entfremdende, Bildbearbeitung künstlerisch sinnvoll sein?
Ob der Betrachter erahnen kann, dass es sich nicht nur um eine bizarre Flächengestaltung, sondern um ein sehr konkretes Thema handelt? Zweifellos wird die Phantasie gefordert.
Die Autoren danken Herrn Matthias Popp für die kompetente Gesaltung der Site.
Abb. 21a: Harte Arbeit am Nilufer. Subtraktionstechnik

Unsere hier dargestellte Bearbeitung lässt viele Fragen offen.
Wir glauben, dass diese optische Interpretation das Thema “harte Arbeit” besser schildert als eine realistische Ablichtung; dass sie den Betrachter in Anspruch nimmt und herausfordert.
Die Autoren danken Herrn Matthias Popp für die kompetente Gesaltung der Site.